Thema: medizinisch bedingte Traumafolgestörung
#1
Immer wieder wird hier im Forum über traumatisierende Erfahrungen durch medizinische Behandlungen gesprochen.
Das ist längst kein Randphänomen mehr und mittlerweilen hat man diesen traumatisierenden Erfahrungen eine Unterkategorie im Themenbereich der Traumafolgestörungen gegeben:

Traumafolgestörung aufgrund medizinischer Behandlung.

Die Problematik ist also bekannt, zumindest im psychiatrischen Teil der Medizin, wobei auch dort gewiss Widerstände herrschen, die Existenz dieser Störung anzuerkennen, da sie auf ihre Art eine Fehlbehandlung innerhalb des medizinischen Betriebs impliziert oder zumindest suggeriert - wobei wir alle wissen, dass sich Ärzte selten gegenseitig Versäumnissen beschuldigen.

Die Diagnose wird also noch für längere Zeit einen schweren Stand haben.

Trotzdem möchte ich darauf endlich eingehen; ich habe es schon einige Zeit lang Informationen dazu zusammengetragen und an diesem Text gearbeitet, allerdings fehlte mir dazu der richtige Begriff - bis ich selbst von meinem Psychiater darauf gestossen worden bin, dass medizinische Traumata in der psychopathologischen Diagnostik mittlerweilen wirklich existieren.

Zunächst möchte ich hier auflisten, was im Medizinbetrieb unter dem Begriff 'Trauma' üblicherweise subsumiert wird (natürlich ohne den Anspruch auf Vollständigkeit):

- mechanische Traumata
Stich/Schussverletzungen
Stumpfe Traumata
allgmein Unfälle

- chemische Traumata
Verätzungen
Vergiftungen

- physikalische Trauma
ionisierende Strahlung
Kältetrauma / Verbrennungen


Psychische Traumata werden in der medizinischen Fachliteratur also durchwegs, wenn überhaupt erst am Ende einer solchen Liste erwähnt, und dies nur lapidar mit wenigen Worten.
Nach deren Auffassung wäre die Entwicklung eines psychologisch im weitesten Sinne medizinisch bedingten Traumas einzig dann vorstellbar oder sagen wir 'medizinisch zulässig', wenn die betroffene Person, nur als extreme Beispiele anzuführen, ihr Kind durch einen plötzlichen Kindstod oder einen engen Angehörigen durch eine misslungene OP verloren hätte.
Der Horizont eines Grossteils des medizinischen Betriebs beschränkt sich somit auf derartige, schematische Extremerfahrungen, nach denen die Entwicklng eines Psychotraumas erklärbar und verständlich wäre.

Dass dies jedoch eine Fehlannahme und eine schwere Unterschätzung der möglichen Folgen von medizinischen Behandlungen ist, müsste auch ausserhalb des psychiatrischen Betriebs längst klar sein, doch selbst dort herrscht oft eine erschreckende Ahnungslosigkeit. Wenn wir bedenken, wieviele Psychiater und Psychotherapeuten bezüglich Psychotraumata unerfahren sind, kann es nicht erstaunen, dass ein Chirurg, ein Kardiologe oder ein HNO-Arzt betreffend Traumata im Allgemeinen und medizinischen Traumata im Speziellen gänzlich unbeleckt sind.

Für die Betroffenen ist dies verständlicherweise eine riesige Bürde, die durch das Unverständnis der Ärzteschaft weiter verschärft wird. Schnell steht man im Verdacht, man würde den betreffenden medizinischen Akteuren mangelhafte Behandlung und Pflege unterstellen wollen - was je nach Verhalten des Patientes zu einer regelrechten Eskalation oder schlicht zum vollständigen Vertrauensbruch führen kann - mit der Folge von ausbleibenden, vielleicht notwendigen Behandlungen.

Wir als Betroffene müssen uns über eines klar sein: wenn wir derartige Erfahrungen im Rahmen von medizinischen Behandlungen erleben, ist dies nicht unsere Schuld. In der Regel ist es aber auch so, dass es nicht ein bewusstes Verschulden der medizinischen Akteure selbst ist. Das Problem liegt primär im hochtechnisierten, durchkommerzialisierten medizinischen Alltag und der daraus folgenden Reduzierung des Menschen, des Patienten auf die jeweils sich fehlverhaltende Körperfunktion, seien dies nun gebrochene Knochen, gerissene Sehnen oder eine schwere Herz- oder Stoffwechselerkrankung.

Ebenso sei auf die schlicht mangelhaft zu nennende psychologische Schulung der Ärzte hingewiesen.

Ganz obendrauf kommt dann noch die zeitliche Verdichtung. Die Patienten werden abgefertigt wie an einem Flughafenschalter, seitens der Pflege fehlen schon für eine adäquate medizinische Versorgung die Kapazitäten, wie sollte also auch eine ebenfalls dringend notwendige psychologische Betreuung noch zu stemmen sein?

Das Gesundheitssystem ist heute ein riesiges kommerzielles Unternehmen mit vielen verschiedenen Akteuren, deren einzige Absicht darin besteht, möglichst viel Umsatz und Gewinn zu prodzieren. und es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Kommerzialisierung nicht erst im Klinik- oder Praxisalltag beginnt. In Ländern wie zum Beispiel der Schweiz ist es gezielte Praxis, vorallem deutsche Ärzte abzuwerben, um die Kosten der universitäten Ausbildung heimischer Ärzte zu reduzieren.
Man muss es so sagen: für alles, was Geld und Zeit kostet, wird so wenig Effort wie möglich an den Tag gelegt, und so ist es nur konsequent, dass in der medizinischen Ausbildung Psychologie, sagen wir es mal vorsichtig – stiefmütterlich behandelt wird.

Es gibt Kliniken, die Quoten und entsprechende Boni für Chefärzte ausloben, damit Patienten akquiriert werden, die eigentlich nicht für eine Hüft- oder Knieprothese geeignet sind und mit konservativen Behandlungen besser dran wären. Das sind mit Abstand die schlimmsten Auswüchse - und noch einmal sei darauf hingewiesen: jeder Eingriff - ob nötig oder unnötig birgt die Gefahr einer Traumatisierung. Man setzt einen Patienten, der nur aus monetären Gründen zur Hüft-OP gedrängt wird, nicht nur einem unnötigen medizinischen Risiko aus sondern auch einem psychischen.

Wenn wir, und das sind einige hier im Forum, als durch medizinische Traumata Geschädigte durch Leben gehen, stehen wird als Patienten alleine einer riesigen Maschine gegenüber, gegen die wir uns behaupten müssen. Dabei die richtige Abwägung dessen zu finden, was einerseits hilfreich und vielleicht notwendig ist, aber andererseits auch immer das Risiko einer belastenden, möglicherweise auch traumatischen Erfahrung birgt - und dies unterschätzen die allermeisten Patienten, ist eine Aufgabe, die eine enorme Belastung darstellt, denn jeder Eingriff in den menschlichen Körper stellt 1. rechtlich gesehen den Akt einer Körperverletzung dar, sofern die betreffende Person nicht die Einwilligung gibt und 2. ist ein Eingriff immer mit einem Impakt auf die menschliche Psyche verbunden.

Es ist eine Tatsache, dass im medizinischen Alltag de jure viele Körperverletzungen begangen werden, weil es den Akteuren oft nicht als notwendig oder im Gegensatz sogar medizinisch geboten erscheint, entsprechend zu handeln, anstatt den Patienten um seine Einwilligung zu bitten.

Es ist folglich nicht nur vermessen, sondern regelrecht arrogant, wenn sich Ärzte hinstellen und behaupten, dieses und jenes könne gar keine traumatische Erfahrung verursacht haben.
Das Legen eines intravenösen Zugang mag für einen Erwachsenen eine völlig banale Sache darstellen. Für ein Kind hingegen besteht bereits dort die Gefahr einer Traumatisierung, erst recht dann, wenn seitens der Eltern und des medizinischen Personals der medizinische Akt selbst banalisiert und kleingeredet wird. Die Phrase "Es wird auch bestimmt nicht wehtun" ist vielleicht gut gemeint, aber leider nicht nur nicht hilfreich, sondern für die Entwicklung eines medizinischen Traumas eher noch fördernd. Wenn wir das Wort 'Eingriff' verwenden, impliziert dies eben immer einen Eingriff in unsere physische Integrität und damit auch einen in unsere psychische Integrität, egal welche Ausmasse der Eingriff auch haben mag.

Körper, Geist und Psyche gehören zusammen, die eine Komponente existiert nicht ohne die andere. Leider ist es so, dass die Anerkennung der Tatsache, dass medizinische Traumata existieren, und dass sie eine gewaltige Last für die Betroffenen darstellen, erst langsam im psychiatrischen-psychotherapeutischen Bereich durchdringt. Zu hoffen, dass sie jemals den somatischen Bereich des Medizinbetrieb erreichen wird, kommt Blauäugigkeit gleich.

Im Fachbereich der Psychotraumatalogie werden sehr umfangreich die Ursachen zur Einwicklung eines medizinischen Traumas aufgelistet. Diese beinhalten zum Beispiel (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

- das Erleben einer Krankheit selbst, die je nach Ausmass der Schwere bereits den Level normaler Besorgnis um die eigene Gesundheit übersteigt. Im Falle akuter Bedrohung der eigenen Existenz besteht in jedem Falle die Gefahr auf längere Sicht eine Traumafolgestörung zu entwicklen. Wir reden dabei (natürlich nicht erschöpfend aufgelistet) von Erkrankungen wie:

- Krebs
- schwere Hirn- oder Herzerkrankungen
- infektiöse Erkrankunge (die, das sei erwähnt, im Falle von bakteriellen Infektionen aufgrund von Resistenzen immer schwieriger zu behandeln sind))
- Unfälle

- das Erleben einer medizinischen Behandlung. Es ist erwiesen, dass jede Operation rein physiologisch unter anderem durch die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen, eine grosse psychische Herausforderung für den Betroffenen bedeutet, selbst wenn dieser offensichtlich rational mit einem solchen Eingriff umgehen kann.
Die Balance zwischen Ratio und Emotio ist aber dennoch in Gefahr. Selbst an sich psychisch gesunde Menschen können in der Folge eines medizinischen Eingriffs eine Traumafolgestörung entwickeln. Die Ausmasse des Eingriffs müssen dabei nicht einmal erheblich sein. Ausreichend sind zum Beispiel bereits mangelnde Fürsorge und Empathie für den Betroffenen, das Unterbleiben einer vollständigen Aufklärung über Nutzen und Risiken eines Eingriffs, ignorantes oder gar arrogantes Verhalten von Behandelnden und Pflegenden, was, wie gesagt aufgrund der Arbeitsverdichtung im medizinischen Alltag oft vorkommt, und das auch meist nicht auch aus Absicht oder charakterlicher Veranlagung, sondern schlicht aufgrund des ökonomischen Drucks, die Patienten jeweils so schnell es geht durch die betreffenden Behandlungen durchzuschleusen, geschieht. Es wird hier schon fast zynisch von 'industriellen Rhythmen' gesprochen.

- das Erleben der Folgen einer medizinischen Behandlung. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass die Nachsorge eines Eingriff oft mangelhaft erfolgt, denn selbst gewöhnliche Praxen leiden heute ebenso unter demselben Kommerzialisierungsdiktat wie Kliniken, was man daran erkennen kann, wie selbständige Praxen entweder verschwinden oder immer häufiger von Praxis-Ketten aufgekauft werden und dann unter dem Dach einer rein betriebswirtschaftlich operierenden Leitung auf maximal mögliche finanzielle Ausbeute getrimmt werden. Das Ziehen von Fäden nach einer OP ist ebenso wenig lukrativ wie die 15 Minuten Zeit, um einfach dem Patienten und seinen Sorgen zuzuhören. Auch der zynische Begriff der 'blutigen Entlassung' ist schon lange jedem bekannt, der es wissen will, geläufig und ein Resultat dieser wirtschaftlichen Entwicklung. Aus Kostendruck werden Patienten zurück auf die Strasse geschickt, obwohl sie medizinisch gesehen dafür nicht gerüstet sind. Die Folgen sind oft Komplikationen wie Wundinfektionen oder schwere Nachblutungen, die ebenfalls wieder psychischen Stress mit sich bringen.

- Der generelle Mangel an Zeit und Empathie im medizinischen Alltag. Dies stellt vermutlich den grössten Schwachpunkt unserer Gesundheitssystems dar. Wer als Patient nicht gehört wird, fühlt sich zwangsläufig verloren, denn als Patient steht man immer alleine da, und das gegenüber einem Koloss an Institution, Fachpersonen und deren für die meisten Menschen völlig unverständlichen medizinischen Terminologie. Der Zeitdruck ermöglicht es oft schlicht nicht, sich mit dem Patienten umfassend zu beschäftigen. Dies beginnt bei einer unvollständigen Anamnse und geht weiter damit, dass man dem Patienten Diagnosen stellt, ohne diese leichtverständlich zu erklären. Der Patient bleibt in einer Unwissenheit und wagt sich oft nicht nachzuhaken oder Zweifel vorzubringen, weil Ärzte bis zum heutien Tag eine grosse Autorität darstellen, die viele Patienten nicht in Zweifel zu ziehen wagen. In der Folge einer solchen Abfertigung findet sich der Patient wieder auf sich selbst zurückgeworfen und muss gegebenenfalls lebensnotwendige Entscheidungen treffen, ohne wirklich dafür gerüstet zu sein. Der Patient wird im Anschluss vom Arztbesuch zurück nachhause gehen und kommt ins Grübeln, hegt Zweifel, entwicklet Ängste - und ergibt sich im Zweifel einfach einer Behandlung, deren Konsequenzen er nicht kennt, nicht abschätzen kann, im schlichten Glauben, die Fachleute wüssten schon was sie zu tun haben.

- Gewalt und Missbrauch. Wie überall anders in unserer Gesellschaft gibt es Menschen, die keine guten Absichten mit ihren Mitmenschen haben. Es braucht nicht den Gewalttäter, der hinter einem Baum auf sein Opfer wartet - man findet sie ebenso unter Ärzten und Pflegepersonal.
Und hier herrscht eine regelrechte Omertà - ein Kadavergehorsam, welcher gewährleistet, dass von diesen Gewalttaten - und genau solche sind es, nichts nach aussen dringt. Wir reden von Missbrauch in Internaten, Schulen und Sportvereinen. Wir reden von Vergewaltigung durch Partner, Ehemänner oder eben durch den Mann, der uns hinter einem Baum lauert. Wir reden von Gewalt unter Jugendlichen, von Gewalttaten krimineller Banden - wir reden derzeit viel von Krieg.
Aber hat schon jemals jemand etwas von solchen Taten gehört, die sich in Arztpraxen oder Krankenhäusern abspielen?
Wenn es sie gibt und vor Gericht kommen, wird dies eine kleine Rubrik rechts unten am Rande in der Tageszeitung füllen, und das war es dann auch. Die Dunkelziffer für diese Taten ist sehr gross - und die Opfer sind nicht weniger geschädigt als diejenigen, die solche Taten in ihrem privaten Umfeld oder draussen unter ihren Mitmenschen erleben.

- Sonderfall Kind: Kinder sind aufgrund ihrer sich noch in Entwicklung befindenden Physiologie und Psyche nicht in der Lage auf belastende Reize so zu reagieren wie es Erwachsene zu tun vermögen. Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene, weder wenn es um die Frage nach der richtigen Dosis eines Medikaments geht, noch wenn es darum geht, es eine medizinischen Massnahme zu unterziehen. Der Lärm und die Enge innerhalb eines Tomographen mag für Erwachsene vielleicht nur störend und unangenehm sein - für ein Kind ist es hingegen Stress pur. Es ist in einer unbekannten Umgebung, umgeben von fremden Leuten, und dies meist auch noch ohne elterliche Unterstützung. Wir reden dabei erst recht nicht davon, wie es sich auf ein Kind auswirkt, wenn es alleine an der Schleuse zu einem OP liegt, umgeben von fremden Leuten in grün, unkenntlich mit Masken und Schürzen verhüllt.
Hier wirkt sich die Ignoranz und die fehlende Empathie am meisten aus. Selbst mit viel Empathe und viel aufgewendeter Zeit wird ein Kind nur wenig zu beruhigen sein, wenn es sich solchen Erfahrungen stellen muss; hier wirken 'industrielle Rhythmen' und die fehlenden psychisch-emotionalen Kompetenzen eines Kindes als regelrechter Brandbeschleuniger zur Entwicklung medizinischer Traumata. Verstärkend kommen die bis heute üblichen Praktiken dazu, dass Kind in Ungewissheit zu belassen, ihm gegenüber unehrlich zu sein, zu batagelisieren, falsche, nicht einzuhaltende Versprechen zu machen. Zu sagen, dass das Legen einer i.v. keine Schmerzen verursacht, wird zwangsläufig zu Abwehrreaktionen führen, die sich bei Wiederholung, wie es eben oft der Fall, denn meist die Kanüle erst der Anfang, wird schnell das Mass erreicht, an dem das Kind nur noch mit Abspaltung und Dissoziation reagieren kann.


Wie gesagt: die Erkenntnisse über und vorallem auch die Anerkennung des medizinischen Traumas hat erst gerade begonnen. Wenn wir bedenken, wie lange der Prozess zur Anerkennung von Traumafolgestörungen im Allgemeinen im psychotherapeutischen Alltag schon andauert, müssen sich Betroffene eines medizinischen Traumas noch für eine ganz lange Zeit warm anziehen.
Dass ein Prozess zur Anerkennung dieser Diagnose im somatischen Bereich des Medizinbetriebs einsetzt, ist wohl ausgeschlossen.

Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass wir als Patienten selbst gefordert sind. Wir müssen aufhören, die Ärzte als Halbgötter in weiss zu sehen. Wir müssen Verantwortung für uns und unsere Erkrankung übernehmen, indem wir uns mit ihr beschäftigen, indem wir nachfragen, nachbohren wenn es sein muss, indem wir Behandlungsvorschläge in Zweifel ziehen, indem wir andere Meinungen einholen. Ärzte mögen es nicht, wenn die Patienten im Internet ihre eigenen Recherchen machen, aber was bleibt sonst nocht übrig? Viele Ärzte sind nicht bereit, sich einem mündigen Patienten zu stellen. Wir dürfen aber nicht länger mit uns geschehen lassen, was uns als das Richtige angepriesen wird, weil wir blind darauf vertrauen, die Fachleute wüssten schon, was das Richtige für uns sei - denn sind wir ehrlich: wir haben doch dennoch immer Angst. Und diese Angst müssen wir ernstnehmen, gerade indem wir uns selbst ernstnehmen und für uns einstehen und unsere Rechte einfordern.

Und an alle die Kinder haben; ich sage es aus leidiger Erfahrung: schützt verdammt nochmals eure Kinder vor behandlungswütigen Ärzten. Je schwerwiegender und invasiver eine vorgeschlagene Behandlung ist, desto mehr Mittel muss man aufwenden um herauszufinden, ob es Alternativen gibt, ob es weniger invasive Techniken gibt. Ich rede hier nicht von Quacks und Scharlatanen, es gibt auch im heutigen medizinischen Betrieb kompetente UND verantwortungsvolle und fürsorgliche Schulmediziner, aber man muss sich anstrengen, sie auch zu finden.
Und seid ehrlich mit euren Kindern. Kinder sind nicht dumm, Kinder wissen, wann es Grund gibt, Angst zu haben - und diese Ängste müssen ernstgenommen werden - entgegen aller, oft richtiggehend stumpfsinnigen und arroganten Ratschläge der Fachleute. Seid da für eure Kinder, von Anfang bis zum Schluss, weicht nach Möglichkeit keine Sekunde von ihrer Seite, quartiert euch im Krankenzimmer des Kindes ein, auch wenn es Wochen sind - ihr seid das eurem Kind schuldig, denn es braucht euch in einer solchen Situation mehr denn je.
Ihr müsst eure Kinder vor der Maschine Medizinbetrieb schützen und euch vom Glauben abwenden, dass diese immer zum Wohl und im Interesse des Kindes handeln.
Ich sage es jetzt sehr grob: Wo Tröge sind, sind auch Schweine. Denkt darüber nach, bevor ihr eure Kinder in falschen Vertrauen dieser Maschine anvertraut.

Wir alle, denn wir sind alle Patienten, müssen uns damit auseinandersetzen und die schweren Erlebnisse, die uns widerfahren, benennen und anprangern, und viele von uns werden solche Erlebnisse auch im medizinischen Alltag erlebt haben oder werden sie noch erleben.

Es gibt medizinisch bedingte Traumafolgestörung, und deren Verbreitung in unserer Gesellschaft dürfte wesentlich grösser sein als man vermutet. Das Verschulden ist nicht einseitig der Medizin als solches anzulassen, sondern häufig die Folge der Art und Weise, wie innerhalb des Medizinalwesen mit den Menschen umgegangen wird. Wie in vielen anderen Bereichen unseres Lebens steht auch die medizinisch bedingte Traumafolgestörung in einem gesellschaftlichen Kontext; es gibt dort ebenso Gewalt und Missbrauch wie in Familien, Schulen und am Arbeitsplatz.

Ich lasse den Thread jetzt mal offen. Wenn sich eine rege Diskussion ergibt, werde ich den Thread entsprechend aufteilen und diesen hier als reine Info schliessen.
Man weint nicht, weil man schwach ist, sondern weil man zu lange stark sein musste.
Die schlimmste Art, einen Menschen zu vermissen, ist, neben ihm zu sitzen und zu wissen, dass er niemals wieder Teil deines Lebens sein wird.
Es ist Zeit zu gehen, wenn man sich die zentrale Frage 'Bist du wirklich für mich da?', mit 'Nein' beantwortet.
Geschichten aus einem beschädigten Leben
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