Bericht: Gewalt in der Geburtshilfe
#1
Ich möchte kurz auf einen Artikel hinweisen, über den ich per Zufall gestolpert bin, und verlinke ich den nun hier:

https://frauensicht.ch/koerper/muttersch...uenrechte/

Persönlich muss ich dazu zwei Dinge sagen:

1. Es ist erschreckend, dass es zu solchen Vorkommnissen kommt, aber es erstaunt mich auch nicht weil
2. ich selbst erlebt habe, wie mit Menschen im Medizinbetrieb verfahren wird. In ihrem Fall hier wurde ganz richtig eine PTBS diagnostiziert, und das sehr zügig, während ich selbst 38 Jahre nach den ersten Traumata immer noch darum kämpfen muss, dass dies im Medizinbetrieb entsprechend berücksichtigt wird.

Denn selbst eine PTBS-Diagnose hilft im ausser-psychiatrischen Medizinbetrieb nicht weiter. Man bleibt einfach ein Stück Fleisch.

Ich entschuldige mich für die Polemik, aber dieser Artikel hat ganz vieles in mir reaktiviert
Man weint nicht, weil man schwach ist, sondern weil man zu lange stark sein musste.
Die schlimmste Art, einen Menschen zu vermissen, ist, neben ihm zu sitzen und zu wissen, dass er niemals wieder Teil deines Lebens sein wird.
Es ist Zeit zu gehen, wenn man sich die zentrale Frage 'Bist du wirklich für mich da?', mit 'Nein' beantwortet.
Geschichten aus einem beschädigten Leben
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#2
Hallo srri,
das freut mich , dass du den Artikel als Mann gefunden hast-
Ich bin seit Jahren in der Hausgeburtshilfebewegung unterwegs
einfach , weil ich den Zusammenhang begriffen habe ,
invasive Geburt= schlimmstmögliche Traumenreaktivierung bei mir
und schlimmstmögliche Störung beim Bonding im Wochenbett
was eine sichere Bindung und Urvertrauen beim Baby verhindert
Deswegen hatte ich auch wunderschöne Hausgeburten (damals als die Versicherung noch günstig für die Hebammen waren , auch da wurde frauenfeindlich entschieden und mittlerweile sind Frauen , die sich aus o.g. Gründen für Hausgeburten entscheiden ja fast so etwas wie Hexen , die ihr Kind auf dem Weg fahrlässig gefährden, also laut sozialer Medien :nachdenklich:)
Ich finde dass jede Frau selbst entscheiden dürfen sollte wie sie ihr kind auf die Welt bringt , egal ob per Wunschkaiserschnitt oder per Hausgeburt und dass die Kliniken zur Prävention mehr Therapeuten
auf den Wochenbettstationen haben sollten , denn ob traumatische oder nicht traumatische Geburten
dass können nur die Frauen wirklich sagen
Ich weiß aus der Fachliteratur , dass eine Geburt immer eine potentiell traumatische Erfahrung sein kann
also grundlegend schon ohne traumatische Kindheit
umso sensibler müsste man eigentlich mit den Frauen umgehen
aber nun ja ....ich mache da jetzt mal nicht das ganz grosse Fass der Gesundheitspolitik auf
LG Luna
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#3
(15.09.2022, 19:19)ssri schrieb: Denn selbst eine PTBS-Diagnose hilft im ausser-psychiatrischen Medizinbetrieb nicht weiter. Man bleibt einfach ein Stück Fleisch.
Ich lese den Artikel jetzt nicht, weil ich eh schon nicht besonders gut drauf bin, aber zu dem Satz oben:
Ich musste mich letztes Jahr einer sehr schmerzhaften OP unterziehen. Ich kriege irrsinnige Blutdruckspitzen und auch Ängste im klinischen Umfeld. Als ich den dortige BTM-Arzt nach einen Beruhigungsmittel vor der OP fragte, weil ich eine diagnostizierte PTBS habe, sagte dieser nur: "Womit beruhigen Sie sich zu Hause?". Ich lerne daraus: So eine Diagnose ist im Zweifelsfall Schall und Rauch, selbst Ärzte können damit nicht immer was anfangen. Ich werde beim nächsten mal in der Situation die Ängste bzw. Angstwirkungen beschreiben, vielleicht verstehen die das besser, als die Diagnose PTBS.

PS. Doch noch gelesen. Es gibt wohl keinen Bereich, der von Gewalt verschont wird. Echt heftiger Sch§"$%R.
Viele Grüße
steinberg
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#4
Ich bin ab und zu auf jener Seite, so dass ich dann auch diesen Artikel gelesen habe, gerade weil die Geburt von Junior ebenfalls alles andere als einfach war, und ich mich frage, ob das damals so wie das alles abgelaufen ist seine 'Richtigkeit' hatte.
Ja, wie soll ich sagen: die Hebammen dort, das waren während der Geburt Früh- und Spätschicht, jeweils Hebamme und Hebamme i.A. - klar, die waren ok, haben sich anscheinend korrekt verhalten. Aber dennoch gab es da Sachen, von denen ich mich heute frage, war das so zulässig?

Warnung! Spoiler!
I. wollte schon früh eine PDA, es wurde ihr immer und immer wieder ausgeredet, selbst als sie sich die Seele aus dem Leib gek***t hatte. Es war ihr erstes Kind, sie war bereits 40, hat das Kind bereits 10 Tage übertragen und von ihrer Figur her war eigentlich für jeden klar, dass dieses Kind schon anatomisch einen schweren Weg auf die Welt haben wird.
Es wurde dann doch eine PDA gesetzt, nachdem sie insistiert hatte. Als dann der Geburtsvorgang eingeleitet wurde und die Dinge eben nicht so gelaufen sind wie es schön gewesen wäre, war da, meinem Empfinden nach zumindest, doch erhebliche Gewalt im Spiel. Ohne irgendwelche Rücksprachen hat die Hebamme mit einer Schere den Dammschnitt gemacht (und dabei den Schliessmuskel verletzt), als sie Vakuum einsetzten, haben ihr die Hebammen so extrem und so heftig auf den Bauch gedrückt, dass ich mich gefragt hab - hey muss das sein?

klar, schlussendlich war es 'immerhin' eine Geburt ohne Caesarienne, aber ja, das war schon irgendwie schockierend. Ich hab aber noch nie gewagt, sie darauf anzusprechen. Korrekt war das alles meinem Empfinden nach sicherlich nicht.

ich finde es gut, dass das Thema diskutiert wird, aber es ja auch so wie du, Walterix, es ganz richtig sagst, ein Problem des Medizinbetriebs an sich und nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal der Geburtshilfe.
Man sollte das Thema Gewalt und Missbrauch im Medizinalwesen als ganzes endlich thematisieren und als Realität der Öffentlichkeit auch so aufzeigen, denn wir alle können plötzlich zum Opfer dieser Zustände werden, bzw. nicht wenige von uns hier sind es bereits geworden. Dieser ganze Heiligenschein über der Ärzteschaft und dem Klinikbetrieb gehört endlich abgeschafft.

Walterix, was du da schreibst, ist jenseits des Zulässigen. Eine Prämedikation ist in jedem Fall anzubieten, sie kann vom Patienten abgelehnt werden - aber sie MUSS angeboten werden, das gehört zur anästhesiologischen Praxis und Ethik.
Es ist aber nicht so, dass 'selbst Ärzte' damit nichts anfangen können; Tatsache ist vielmehr, dass die allermeisten Ärzten sind psychologisch derart unbeleckt, dass sie nicht nur nie etwas Psychotraumata gehört haben, sie haben schlicht NULL Ahnung, was psychisch krank sein bedeutet. Ich rede aus ganz leidiger Erfahrung.

Und ich kann dir wirklich nur raten: wenn du verhindern willst, dass dir so etwas noch einmal passiert, muss du entsprechend vorsorgen; mit einer Patientenverfügung; indem du mit deinem Psychiater, sofern es um einen planbaren Eingriff geht, sprichst, damit er für dich vor Ort vorspricht, denn oft kann nur von Arzt zu Arzt etwas erreicht werden. Als Patient muss man einen verdammt langen Atem und eine unglaubliche Penetranz an den Tag legen, damit man ernst genommen wird. Das ist ein Kraftakt. Und ich stecke selbst gerade mitten in diesem Thema drin.
Man weint nicht, weil man schwach ist, sondern weil man zu lange stark sein musste.
Die schlimmste Art, einen Menschen zu vermissen, ist, neben ihm zu sitzen und zu wissen, dass er niemals wieder Teil deines Lebens sein wird.
Es ist Zeit zu gehen, wenn man sich die zentrale Frage 'Bist du wirklich für mich da?', mit 'Nein' beantwortet.
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