Eure Mutmachgeschichten...
#1
Liebe Alle... :D

Heute ging es mir tatsächlich auch wieder gut (!!! :daumenhoch: ) und so habe ich die Chance genutzt und endlich wieder 10 Päckchen für "meine" Obdachlosen gepackt. Diese werde ich demnächst verteilen. Aber fürs nächste Mal würde ich mich total freuen, eine relativ kurze Mutmachgeschichte in die Umschläge zu legen. Habt ihr schöne Geschichten, die für Menschen in Not passen könnten? Einfache Sprache wäre super, aber ich schreibe sie auch gerne noch selber etwas um.
Schon mal vielen Dank und ganz liebe Grüße! :herzlich:
Tine und Sammy
Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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#2
Oh Tine, was für eine liebe Idee!
Hast Du Geschichten gefunden? Sonst schaue ich gerne mit!
LG Anna
Sei Du der Grund, dass andere an das Gute glauben!
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#3
Hey Anna!

Nein, leider habe ich bis jetzt noch nichts gefunden... Ich bin gerade dabei, die Weihnachtspakete für die Obdachlosen zu packen. Es gibt sehr schöne Herrenuhren (sind ja vorwiegend Männer), Kartenspiele und kleine Schlüsselanhänger-Stofftiere. Ausserdem wie immer Vitamintabletten, Traubenzucker, Tabak und Geld. Ich würde mich sehr freuen, wenn du eine schöne Geschichte für nach Weihnachten finden würdest!

Ganz liebe Grüße
Tine
Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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#4
Hallo Tine,
diese Geschichte ist hier aus dem Forum:


Es war einmal eine kleine Frau, die einen staubigen Feldweg entlanglief. Sie war offenbar schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.

Bei einer zusammengekauerten Gestalt, die am Wegesrand saß, blieb sie stehen und sah hinunter. Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Decke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau beugte sich zu der Gestalt hinunter und fragte: "Wer bist du?" Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.

"Ach die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. "Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch. "Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet." "Ja aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?" "Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?" "Ich..., ich bin traurig", sagte die graue Gestalt. Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt."

Die Traurigkeit seufzte tief. "Ach, weißt du", begann sie zögernd und auch verwundert darüber, dass ihr tatsächlich jemand zuhören wollte, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest."

Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: 'Papperlapapp, das Leben ist heiter.' und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: 'Gelobt sei, was hart macht.' und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: 'Man muss sich nur zusammenreißen.' und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: 'Nur Schwächlinge weinen.' und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen." "Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir auch schon oft begegnet..."

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen.

Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.

Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber..., aber – wer bist eigentlich du?" "Ich" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd. "Ich bin die Hoffnung."
Ich muss ich sein, sonst fehlt da ja einer.
Zweifle nicht an Dir. Zweifle an den Menschen, die Dich an Dir zweifeln lassen.
Anders sein ist heute nicht mehr lebensbedrohlich.
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#5
Danke dir für diese wunderschöne Geschichte! Sie hat mich erst auf die Idee gebracht, aber sie ist leider zu lang und kompliziert für viele meiner lieben Obdachlosen. Vielleicht sollte ich mal in Kinderbüchern gucken. Ein Projekt fürs neue Jahr. Heute habe ich Umschläge weihnachtlich beklebt, morgen packe ich dann die Geschenke ein und verteile sie nächste Woche. Darauf freue ich mich schon. Ich bin die einzige, die mit vollen Taschen in die Stadt fährt und mit leeren wieder rauskommt :kichern:
Aber einen Glühwein werde ich mir auch genehmigen.
Schlaft schön ihr Lieben!
Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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