Focusing: Körperempfindung zugehörigem Gefühl zuordnen
#1
FOCUSING ist eine recht einfache Problemlöse-Methode, die man auch gut alleine machen kann, und die Denken und Fühlen systematisch in Beziehung bringt. Indem die Wahrnehmung auf die vorhandenen Körperempfindungen gerichtet wird, ist es möglich, gezielt in den Bereich eines Themas zu kommen, in dem Worte noch fehlen. Das heißt, so lässt sich mit ein wenig Übung herausfinden, welche Empfindungen oder Gefühle hinter den Körpersymptomen stehen. Dies ist sehr nützlich für die sich anschließende weitere Bearbeitung in egal welcher Art von Psychotherapie. (Ansatz beruht auf der Grundlage des Personzentrierten (Carl R. Rogers) und Focusing-orientierten Ansatzes (Eugene T. Gendlin))

Also mir liegt das. Vielleicht kann die ein oder andere Person hier auch etwas damit anfangen. Daher stelle ich es mal rein. Ich kam darauf, weil das Verfahren in einem anderen Fachbuch erwähnt wurde. Empfehlenswert vor allem für Leute, die wenig bis nichts spüren, wenn sie z.B. über ihre Gefühle reden sollen und oder durchweg recht dissoziativ veranlagt sind und dafür aber Körperempfindungen kennen. Mit denen lässt sich darüber arbeiten. So ist das eigentlich schon eher eine Art Skill.

Zitat:Bei seinen Untersuchungen über die Wirksamkeit von Psychotherapie entdeckte Gendlin in den sechziger Jahren ein Phänomen, das seine weitere Arbeit stark bestimmen sollte: Er fand heraus, dass der Erfolg einer Psychotherapie weniger von der methodischen Richtung oder davon abhing, worüber ein Klient in der Sitzung spricht – ausschlaggebend für die Entwicklung erschien die Art und Weise, wie ein Klient über sich spricht. Dieses Wie konnte Gendlin genauer beschreiben: Um persönliche Probleme erfolgreich lösen zu können, ist es erforderlich, beim Denken und Sprechen über ein Thema die Aufmerksamkeit gleichzeitig auf das unmittelbare Erleben zu richten. Die direkte Bezugnahme auf die im Augenblick des Sprechens erlebte Bedeutung einer Situation, eines Themas nannte Gendlin Focusing. Klienten, die in der Lage waren zu diesem inneren Focusing-Prozess, so Gendlin, profitierten von Psychotherapie. Um denjenigen zu helfen, denen diese spezifische “innere Beteiligung” fehlte, entwickelte Gendlin ein Klienten – Training zum Erwerb dieser Fähigkeit.

Der Lebensgeist der Menschen ist so schwer zu läutern und so leicht zu verschmutzen wie eine Schale Wasser. (Lao Tse)


Zen-Weisheiten
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#2
klingt gut! Allerdings kann man das wohl nicht allein anwenden, oder? Es läuft dann in der Therapie. So habe ich es jedenfalls verstanden.
Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.    George Bernard Shaw
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#3
Nein, man kann das sehr gut alleine machen. Ich kenne nichts, was so gut alleine geht. Aber es gibt auch Therapeuten, die das anbieten, meist aber Körpertherapeuten, aber im Richtlinienverfahren gibt es das nicht. Nicht wissenschaftlich belegt in Deutschland. Das Verfahren ist dazu zu "natürlich". Das ist das Problem. Das heißt, so funktioniert der Mensch normalerweise, wenn es ihm nicht abgewöhnt wurde oder es es nie lernen durfte. Das ist schlichte Achtsamkeit auf dem Gebiet der Körperwahrnehmung, aber das ganz gut erklärt und daher leicht umsetzbar.

Der Lebensgeist der Menschen ist so schwer zu läutern und so leicht zu verschmutzen wie eine Schale Wasser. (Lao Tse)


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#4
Ich habe das jetzt mal kurz beim lesen ausprobiert, bzw mich versucht hinein zu denken. Habe direkt Herzklopfen und dann Angst bekommen. Vermutlich habe ich da was falsch gemacht... heute ist aber ohnehin ein dünnhäutiger Angsttag.
Vielleicht brauch ich auch noch mehr Infos, insgesamt klingt es erstmal ganz gut...
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#5
Heidi75 schrieb:Ich habe das jetzt mal kurz beim lesen ausprobiert, bzw mich versucht hinein zu denken. Habe direkt Herzklopfen und dann Angst bekommen. Vermutlich habe ich da was falsch gemacht... heute ist aber ohnehin ein dünnhäutiger Angsttag.
Vielleicht brauch ich auch noch mehr Infos, insgesamt klingt es erstmal ganz gut...
MMn hast du nichts falsch gemacht. Es geht darum dann in das Herzklopfen hineinzuspüren und die Angst im Körper zu verfolgen. So kenne ich es von der SE-Therapie und Mike Hellwig´s Ansatz, der auch großenteils auf Focusing beruht.
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#6
Danke, dann habe ich es ja richtig verstanden. Sehr interessant. Das hat eine Klinik Therapeutin mit mir auch schon gemacht, wenn ich mich recht erinnere.
Ich werde mal schauen, obs dazu vielleicht Videos gibt. Wenn man das bei SE auch so macht, ist es doppelt interessant, da mir die Therapeutin ja auf unbestimmte Zeit abgesagt hatte wegen Krankheit und es bei mir in der Nähe keine weitere gibt.
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#7
Hey,

ich lese hier gerade so ein bisschen herum, auf der Suche nach neuen Methoden und Anregungen und weil Focusing zu meinen absoluten Lieblingssachen gehört, die ich in den letzten Jahren erlebt und ein kleines bisschen gelernt habe habe, grabe ich mal den alten Thread aus und schreibe auch noch ein bisschen etwas zu meinen Erfahrungen dazu.

Ich habe Focusing zum ersten mal bei einem Seminar erlebt, zu dem ich eigentlich gar nicht wegen der Methode gegangen bin, sondern wegen des Themas (und ein klein bisschen auch, weil dabei stand, dass wir körperorientiert arbeiten wollen und ich gerade keine Lust mehr auf meinen Kopf hatte). Da hatten wir eine Focusing-Lehrerin, die das jeweils begleitet hat und ich muss sagen, dass ich mir nicht hätte vorstellen können, mir das selbst und unbegleitet zu erarbeiten. Das geht vll. für Leute, die schon recht nahe an ihrem Körperempfinden dran sind und bereits im Rahmen von Therapien oder einfach einem ganz normalen Leben gelernt haben, mit sich und ihrem Körper und ihren Empfindungen gut zu sein, aber für mich wäre das nicht gegangen. Für Leute, denen es ähnlich geht wie mir, würde ich also immer empfehlen, Focusing mit einer/m erfahrenen/r Begleiter/in kennenzulernen. Diese körperorientierte Methode wurde von dem "Entdecker" Gendlin so erdacht, dass sie recht einfach und schnell zu lernen ist und dass dann Leute, die die Grundlagen können (die ein/e erfahrene Lehrer/in recht schnell beibringen kann), sich gegenseitig in ihren Focusing-Prozessen unterstützen und begleiten können. Gendlin wollte nicht, dass das ausschließlich etwas ist, was Theras oder "Gurus" begleiten können, sondern hatte ganz klar diesen Gedanken von unkomlizierter Selbsthilfe/gegenseitiger Hilfe. Das finde ich daran auch sehr sympathisch.

Mir hat diese Herangehensweise wirklich sehr, sehr geholfen. Ich glaube, ohne sie wäre ich nie so gut an mein Empfinden und auch wieder an ein gutes Körperempfinden gekommen, wie ich es jetzt habe und wäre auch nie soweit gekommen, dass ich mich mit meinem Trauma so auseinandersetzen kann, wie ich es jetzt zum ersten Mal tue. Ich war nach dem oben beschriebenen Seminar (wo es um nicht-traumatische Dinge ging, was auch gut war) vollkommen geflasht, hab dann auch noch ein paar Stunden bei der Focusing-Lehrerin gebucht und und schließlich einen Grundkurs im partnerschaftlichen Begleiten gemacht (wo man lernt, andere Leute, die die gleichen Grundlagen haben, auf Augenhöhe in Focusing-Prozessen zu begleiten und sich selbst von anderen beleiten zu lassen, herauszufinden, in welchen Bereichen das für einen selbst gut geht - zuständig für den Focusing-Prozess ist immer die Focussierende).

Also, ich kann es nur empfehlen, aber würde wie gesagt dazu raten, die Methode beispielsweise im Rahmen eines Seminars oder mit jemandem, der/die gut ausgebildet ist und ggf. zusätzliche therapeutische Erfahrung hat (also mehr als jetzt nur diese Grundlagen-Sache, die ich gemacht habe), auch komplexere Prozesse zu begleiten, einmal auszuprobieren, jedenfalls für Leute, die den eigenen Körper oder die eigenen Körperempfinungen nicht so gut spüren oder regulieren können. Danach kann man entscheiden, ob man selbst ins partnerschaftliche Focusing gehen möchte - ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Leute die Grundlagen der Methode lernen, damit kann man sich nach meiner Erfahrung sehr gut gegenseitig helfen. Bei mir im Rheinland um die Ecke ist das Focusing-Institut Köln, wo auf der Seite auch immer Seminare stehen: http://www.focusinginstitut.eu . Soweit ich weiß ist es von den Schwerpunkten regional immer ein bisschen unterschiedlich, aber so weit ich informiert bin, gibt es Ähnliches auch in anderen Regionen.
Wer sich erst einmal oder vertiefend einlesen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen: https://www.klett-cotta.de/buch/Koerpero...raxis/4505

Natürlich könnt ihr mich auch gerne fragen, weil das wirklich meine Lieblingsmethode ist und ich ja zumindest einen Grundlagenkurs gemacht habe.

Liebe Grüße
Nachtwesen
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#8
Hallo Zusammen ich denke Focusing ist für mich auch sehr hilfreich
Wer macht das regelmäsig ?

Danke und Liebe Grüße

Norbert
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#9
Hallo Norbert,
ich bin zertifizierter Focusing-Begleiter und praktiziere es regelmäßig sowohl - für mich alleine, als auch mit anderen. Ich habe auch eine Focusing-Partnerschaft, in der jeder von uns den anderen wöchtentlich begleitet. Sehr hilfreich und wohltuend!
Wer in sich hineinspürt, wird dabei aber natürlich auch dem traumabezogenen Erleben begegnen - das kann Angst machen oder auch Gefühle der Ohnmacht, des Versagens hervorrufen. Vom Focusing dard man dabei keine Wunder erwarten - aber es kann durchaus heilsame Veränderungen bewirken. Für mich nach langen Jahren des Suchens immer noch die wirkungsvollste Methode!
Egmont
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#10
Hm, ich bin im Mai nach langen Jahren mal wieder in Urlaub geflogen. Sowie ich den Urlaub gebucht hatte,
bekam ich Knochenschmerzen. Da habe ich aber einen Dickkopf der sagt, davon lasse ich mich doch nicht
unter kriegen. Als ich dann am Urlaubsort war entspannte ich mich wieder. Dann war der Urlaub vorbei und ich
musste zurück. Ja, das war ein Spaß. Die Knochenschmerzen waren doppelt so schlimm und ich konnte kaum
laufen. Eine Woche habe ich gebraucht um wieder "normal " zu werden. Das hat mich aber zu dieser Erkenntnis
geführt. Wer in Urlaub fährt muss auch zurück. Das zurückkommen verbindet sich dann mit dem Elternhaus. Solange
ich dort gelebt hatte musste ich zurück. Egal wo ich war. Für meinen Körper war das eine schmerzliche Erinnerung.
Daraufhin habe ich beschlossen nicht mehr in Urlaub zu fahren. Es ist keine Erholung weder vorher noch nachher.
Ein Psychiater würde das zwar wieder als Vermeidungsverhalten auslegen. Aber wer braucht schon Schmerzen.
LG Regina
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#11
Hallo Egmont
Danke für Deine Nachricht
Eine Frage wo oder wie kann jeder von uns am Focusing teilnehmen?
Grüße Norbert
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#12
Hi Norbert,
ich würde empfehlen, zunächst einen Einführungskurs zu belegen, bei der VHS oder freien Bildungswerken. Dadurch ergeben sich dann auch Kontakte zu anderen Interessierten, mit denen man focussieren kann.
Der Begriff Focusing ist nicht geschützt, so dass es im Prinzip jeder anbieten kann. Ich empfehle daher darauf zu achten, dass die Anbieter zertifiziert sind, sei es direkt vom Focusing-Institut oder von einer der deutschen Organisationen. Dort findet man auch Hinweise auf Anbieter und Seminare:
https://focusingausbildung-daf.de/
https://www.focusing-netzwerk.de/
https://focusing.org/
Ich persönlich habe meine Ausbildung überwiegend beim DAF gemacht und finde, dass die den ursprünglichen Geist am unverfälschsten weitergeben.
Egmont
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#13
Hallo Egmont
Danke für Deine Nachricht

Grüße Norbert
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