Psychotherapie in der Schweiz
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Liebe Mitglieder aus der Schweiz

Es gibt endlich gute Nachrichten:

Ab morgen, 1. Juli 2022 erfolgt die Einführung des Anordnungsmodells in der Psychotherapie. Es löst damit in einer Übergangsphase das bisher gültige Delegationsmodell ab.

Die Situation bis heute, 30. Juni 2022 war, dass eine Psychotherapie, die durch eine Psychologin oder einen Psychologen erfolgt, nur dann von der obligatorischen Krankenversicherung KVG übernommen wird, wenn sie/er in einem Anstellungsverhältnis mit einem Arzt ist, das muss zwar nicht zwingend ein Psychiater sein, ist allerdings die Regel. Dieses bis anhin gültige Modell nennt man Delegationsmodell. Die Psychotherapie wurde von einem Mediziner an einen nicht-medizinischen Psychologen delegiert.

Ab dem 1. Juli 2022 gilt nun das Anordnungsmodell, was konkret bedeutet, dass alle Psychologen selbständig ihren Beruf ausüben können und ihre Leistungen ebenfalls über die KVG abrechnen können. Dazu muss von einem Arzt, auch von einem Allgemeinmediziner, nicht zwangsläufig von einem Psychiater, eine Verordnung zur Psychotherapie ausgestellt werden, so wie das zum Beispiel seit Jahren für die Physiotherapie Usus ist.

Konkret werden damit diejenigen Psychologen in freiberuflicher Tätigkeit, die bisher von der Erstattung durch die KVG ausgeschlossen waren und entweder zu Lasten des Patienten oder über eine Zusatzversicherung abrechnen mussten, für alle Patienten verfügbar, wodurch sich hoffentlich die an vielen Orten prekäre Situation mit Therapieplätzen normalisieren wird.

Der Weg hierher hat über 30 Jahre gedauert, und insbesondere die Psychiater haben bis zum Schluss alles versucht, ihre Pfründe zu sichern, indem sie argumentierten, dass z.B. ein Allgemeinmediziner die Notwendigkeit zu einer Psychotherapie nicht objektiv beurteilen könne. Natürlich war das absurd und hat für viele Betroffene die Hemmschwelle, eine Therapie zu beginnen, weiter erhöht - aber sie war, wie man sieht, auf der politischen Ebene über Jahre erfolgreich, zu guter Letzt zu Lasten der Patienten.

Mit dieser Änderung, wofür die beiden Psychologen-Verbände FSP und ASP so lange Zeit gekämpft haben, eröffnen sich auch für viele Traumabetroffene neue Möglichkeiten; denn wenn man die Liste mit den Fachtherapeuten Psychotraumatologie durchgeht, stellt man fest, dass eine nicht unerhebliche Zahl dieser Therapeuten bisher nicht in das Delegationsmodell eingebunden waren - womit sie für den Grossteil der Versicherten schlicht nicht zugänglich waren, denn längst nicht alle haben beizeiten eine Zusatzversicherung abgeschlossen oder nur unter Vorbehalten, zudem fallen über die Zusatzversicherungen höhere Selbstbehalte an als die 10% bei der KVG. Von der Selbstzahlung müssten ohnehin nahezu alle Patienten Abstand nehmen.

Somit hat sich dieser Gordische Knoten endlich gelöst.
Man weint nicht, weil man schwach ist, sondern weil man zu lange stark sein musste.
Die schlimmste Art, einen Menschen zu vermissen, ist, neben ihm zu sitzen und zu wissen, dass er niemals wieder Teil deines Lebens sein wird.
Es ist Zeit zu gehen, wenn man sich die zentrale Frage 'Bist du wirklich für mich da?', mit 'Nein' beantwortet.
Geschichten aus einem beschädigten Leben
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Nachrichten in diesem Thema
Psychotherapie in der Schweiz - von ssri - 30.06.2022, 18:57
RE: Psychotherapie in der Schweiz - von ssri - 13.12.2022, 22:04
RE: Psychotherapie in der Schweiz - von ssri - 20.12.2022, 22:10