Focusing: Körperempfindung zugehörigem Gefühl zuordnen
#7
Hey,

ich lese hier gerade so ein bisschen herum, auf der Suche nach neuen Methoden und Anregungen und weil Focusing zu meinen absoluten Lieblingssachen gehört, die ich in den letzten Jahren erlebt und ein kleines bisschen gelernt habe habe, grabe ich mal den alten Thread aus und schreibe auch noch ein bisschen etwas zu meinen Erfahrungen dazu.

Ich habe Focusing zum ersten mal bei einem Seminar erlebt, zu dem ich eigentlich gar nicht wegen der Methode gegangen bin, sondern wegen des Themas (und ein klein bisschen auch, weil dabei stand, dass wir körperorientiert arbeiten wollen und ich gerade keine Lust mehr auf meinen Kopf hatte). Da hatten wir eine Focusing-Lehrerin, die das jeweils begleitet hat und ich muss sagen, dass ich mir nicht hätte vorstellen können, mir das selbst und unbegleitet zu erarbeiten. Das geht vll. für Leute, die schon recht nahe an ihrem Körperempfinden dran sind und bereits im Rahmen von Therapien oder einfach einem ganz normalen Leben gelernt haben, mit sich und ihrem Körper und ihren Empfindungen gut zu sein, aber für mich wäre das nicht gegangen. Für Leute, denen es ähnlich geht wie mir, würde ich also immer empfehlen, Focusing mit einer/m erfahrenen/r Begleiter/in kennenzulernen. Diese körperorientierte Methode wurde von dem "Entdecker" Gendlin so erdacht, dass sie recht einfach und schnell zu lernen ist und dass dann Leute, die die Grundlagen können (die ein/e erfahrene Lehrer/in recht schnell beibringen kann), sich gegenseitig in ihren Focusing-Prozessen unterstützen und begleiten können. Gendlin wollte nicht, dass das ausschließlich etwas ist, was Theras oder "Gurus" begleiten können, sondern hatte ganz klar diesen Gedanken von unkomlizierter Selbsthilfe/gegenseitiger Hilfe. Das finde ich daran auch sehr sympathisch.

Mir hat diese Herangehensweise wirklich sehr, sehr geholfen. Ich glaube, ohne sie wäre ich nie so gut an mein Empfinden und auch wieder an ein gutes Körperempfinden gekommen, wie ich es jetzt habe und wäre auch nie soweit gekommen, dass ich mich mit meinem Trauma so auseinandersetzen kann, wie ich es jetzt zum ersten Mal tue. Ich war nach dem oben beschriebenen Seminar (wo es um nicht-traumatische Dinge ging, was auch gut war) vollkommen geflasht, hab dann auch noch ein paar Stunden bei der Focusing-Lehrerin gebucht und und schließlich einen Grundkurs im partnerschaftlichen Begleiten gemacht (wo man lernt, andere Leute, die die gleichen Grundlagen haben, auf Augenhöhe in Focusing-Prozessen zu begleiten und sich selbst von anderen beleiten zu lassen, herauszufinden, in welchen Bereichen das für einen selbst gut geht - zuständig für den Focusing-Prozess ist immer die Focussierende).

Also, ich kann es nur empfehlen, aber würde wie gesagt dazu raten, die Methode beispielsweise im Rahmen eines Seminars oder mit jemandem, der/die gut ausgebildet ist und ggf. zusätzliche therapeutische Erfahrung hat (also mehr als jetzt nur diese Grundlagen-Sache, die ich gemacht habe), auch komplexere Prozesse zu begleiten, einmal auszuprobieren, jedenfalls für Leute, die den eigenen Körper oder die eigenen Körperempfinungen nicht so gut spüren oder regulieren können. Danach kann man entscheiden, ob man selbst ins partnerschaftliche Focusing gehen möchte - ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Leute die Grundlagen der Methode lernen, damit kann man sich nach meiner Erfahrung sehr gut gegenseitig helfen. Bei mir im Rheinland um die Ecke ist das Focusing-Institut Köln, wo auf der Seite auch immer Seminare stehen: http://www.focusinginstitut.eu . Soweit ich weiß ist es von den Schwerpunkten regional immer ein bisschen unterschiedlich, aber so weit ich informiert bin, gibt es Ähnliches auch in anderen Regionen.
Wer sich erst einmal oder vertiefend einlesen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen: https://www.klett-cotta.de/buch/Koerpero...raxis/4505

Natürlich könnt ihr mich auch gerne fragen, weil das wirklich meine Lieblingsmethode ist und ich ja zumindest einen Grundlagenkurs gemacht habe.

Liebe Grüße
Nachtwesen
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