"Emotionale Erpressung" von Susan Forward
#2
Leseprobe:
Zitat:Pathologisierung

Manche Erpresser wollen ihrem Opfer weismachen, dass es ihnen nur deshalb Widerstand entegensetzt, weil es krank oder verrückt ist. In der Psychologie nennt man diesen Vorgang die Pathologisierung einer Person, und so sehr ich auch solche Fachbegriffe ablehne, dieser beschreibt die Situation haarscharf. Der Begriff Pathologie ist auf das griechische Wort pathos zurückzuführen, das Leiden, bzw. tiefe Gefühle bezeichnet, heute jedoch im allgemeinen mit "Krankheit" übersetzt wird. Pathologisierung bedeutet also, dass ein anderer Mensch, also der Erpresser, seinem Opfer das Gefühl gibt, krank zu sein, weil es nicht seiner Meinung ist. Erpresser beschuldigen ihre Opfer, neurotisch, verschroben oder hysterisch zu sein. Am schmerzlichsten ist es jedoch, dass sie das Vertrauen, welches sich mit der Zeit in einer Beziehung entwickelt, zum Verschwinden bringen, indem sie all die unglücklichen Ereignisse, die ihr Opfer zu irgendeinem Zeitpunkt mit ihnen geteilt hat, ihm nun vorhalten und damit zu beweisen suchen, das all diese Dinge nur geschehen konnten, weil das Opfer ein emotionaler Krüppel ist. Weil die Pathologisierung durch einen emotionalen Erpresser ein vernichtender Schlag für das Selbstvertrauen und das Selbstgefühl des Opfers sein kann, ist sie ein besonders giftiges - und wirkungsvolles - Mittel der Erpressung.

Wenn Liebe zur Forderung wird
Pathologisierung kommt oft in Liebesbeziehungen zum Vorschein, in denen ein Ungleichgewicht im Bereich der Bedürfnisse besteht. Der Eine braucht mehr, als der Andere - mehr Liebe, mehr Zeit, mehr Aufmerksamkeit, mehr Zuwendung (Sex) - und beginnt, wenn er es nicht bekommt, die Beziehungsfähigkeit seines Partners in Frage zu stellen.
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