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Normale Version: Über die Nebenwirkungen von Psychotherapie
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Selten thematisiert. Psychotherapie nicht nebenwirkungsfrei. Ich finde das ein wichtiges Thema:
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesell...11516.html
Hallo ungestyme,
ja, das ist es bei mir zum Beispiel. Genauso wenig wie ich wissen will, was für eine
Wirkung Medikamente und Alkohol haben. Genauso viel Angst habe ich vor einer Therapie
mit Nebenwirkungen mit denen ich mein Leben nicht mehr auf die Reihe kriege.
Weil ich denke das es ein sehr hohes Maß an Disziplin erfordert, Hut ab wer das hinkriegt.
Es gehört zur ersten Phase der Psychotherapie, dass man auch über eventuelle Nebenwirkungen aufgeklärt wird. Hier ist besonders die Erstverschlimmerung zu nennen. Gerade bei Trauma, wenn man lernt, seine dissoziativen Symptome (besser) wahrzunehmen, fühlt es sich an, als ob alles mehr und stärker wird.

Ich kann nur sagen, dass meine Therapeutin das gemacht hat. Sie hat auch im Verlauf der Jahre immer wieder mal so etwas gesagt wie: ... könnte eine Nebenwirkung Ihrer Therapie sein und meinte damit, dass jede persönliche Entwicklung auch Veränderungen mit sich bringt, die man nicht unbedingt "bestellt" hat.

Ich konnte auch über die schlechten Erfahrungen in der ersten Therapie sprechen und hatte nicht das Gefühl, dass das ignoriert oder gar klein geredet wurde. Es wurde aus meiner Perspektive mitfühlend gewürdigt. Natürlich habe ich mir auch so etwas gewünscht wie: Oh, das war ja auch total falsch von der Therapeutin. Ich verstehe aber auch, warum das nicht sinnvoll ist, sofern es sich nicht um einen offensichtlichen Behandlungsfehler oder sogar Missbrauch handelt.

Manches nehmen wir aufgrund unserer jeweiligen Vorgeschichte anders wahr als es gemeint ist und reagieren getriggert. Das habe ich im Nachhinein häufig selbst feststellen müssen und es wird wohl immer wieder mal passieren.
Ja was soll ich sagen, mich hat vorab nie jemand aufgeklärt. Mir war es aber auch so klar, dass es diese Nebenwirkungen geben kann. Vorübergehende Verschlimmerung muss man oft in Kauf nehmen.

Mein jetziger Therapeut sprach kurz darüber, er ist aber der Meinung, dass selbst das die Ausnahme sein sollte, dass es aber selbst bei größter Sorgfalt vorkommen kann.
Als ich am 23.12. zum Indikationsgespräch in der Klinik war, sagte mir zum allerersten Mal ein Psychiater, dass ich nun nach unserem Gespräch ggf. mit Nachwirkungen rechnen muss - ja, das ist mir zwar an sich völlig klar...

... ABER: niemals zuvor hat mich eine Fachperson explizit davon in Kenntnis gesetzt - dabei finde ich das sehr wichtig, dass ein solcher Hinweis von aussen kommt, schon nur, um sich nicht einmal 'völlig daneben' zu fühlen, wenn nach einer Therapiesitzung plötzlich alles aus dem Ruder läuft.

Was man selbst weiss, hat eine andere Wertung als die dezidierte Erwähnung durch einen fachkundigen Aussenstehenden; ich glaube, das erlaubt einem selbst, wenn man sich in der Folge schlecht fühlt, trotzdem besser damit umgehen zu können. Vielleicht hat eine solche Anmerkung wie eine Entlastungsfunktion; es vermindert doch wieder einmal eine bestimmte Sorte Schuldgefühle.

Ein wirklich sehr wichtiges Thema, das von mir aus gesehen in der üblichen Psychotherapie viel zu wenig Raum erhält.
Meine Thera hat damals nach einigen Stunden das Thema mit der Verschlechterung als Nebenwirkung angeschnitten. Ganz zu Beginn wäre es bei mir bei meinem großen Misstrauen nicht gut gewesen.

Von ganz heftigen Nebenwirkungen bin ich bisher verschont geblieben, aber es ist bei mir auch noch längst nicht alles aufgearbeitet. Eigentlich das Meiste nicht, weil bei mir vor allem am Anfang Verhaltensthera und Verbesserung im Alltag ganz vorne stand.

Die Aufklärung sollte schon sein, aber naja - natürlich beschäftigen sich auch Therapeuten lieber mit dem, was klappt und deswegen sprechen das manche wohl nie von sich aus an. Was keine Entschuldigung sein soll und allenfalls eine kleine Erklärung sein kann!