traumaforum.ch - moderiertes Selbsthilfe-Forum

Normale Version: Meine Ergotherapie
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Ich habe an anderer stelle versprochen, ich erzähle etwas von meiner ergotherapie.

ich habe jetzt seit drei jahren die ergotherapie. und zwar als hausbesuch und 4 stunden die woche. im moment etwas weniger wegen personalmangel :traurig:

verschrieben wird es vom hausarzt oder wie bei mir von der psychiaterin. und man muss sich jemand suchen, der sich mit psychischen erkrankungen auskennt, weil manche ergotherapiepraxen arbeiten nur auf der körperlichen ebene.


also am anfang hatte ich schon sehr große angst. na ja, ich habe auch eine panikstörung. :D

sie war dann ganz lieb, sehr einfühlsam. und sie hat mich in vielen dingen unterstützt, ohne dass sie mir zu viel abgenommen hat. wir haben angefangen damit, dass sie sachen mitgebracht hat zum basteln. das war irgendwie cool, dabei muss man nicht reden, man kann den anderen beobachten, sich irgendwie kennen lernen.

ich weiß noch in der zeit war ich an einem absoluten tiefpunkt. "ich bin nichts, ich kann nichts, ich bin ein vollversager, mein leben ist vorbei." und sie hat sanft mein selbstbewusstsein wieder aufgebaut mit ihren bastelzeug. wir haben origami gemacht und ich habe etwas darüber erfahren, wie ich lerne und dass ich nicht aufgebe und mich durchbeißen kann und immer wenn sie weggegangen ist, lag etwas neues auf dem regal, was ich gemacht habe.

dann habe ich angefangen mit stricken und das auch in meiner freien zeit gemacht und da hat sie mich ganz toll unterstützt, mir alte stricknadeln mitgebracht, die sie nicht braucht und wir haben uns über muster unterhalten. es hat mir so gut getan, weil zum ersten mal jemand wirklich interesse an dem hat, was ich gemacht habe.

ich konnte dann gut reden mit ihr, weil ich gemerkt habe, ich kann ihr vertrauen, wir liegen auf einer ebene. und natürlich hat sie mir dann auch mit den behördlichen sachen geholfen. sie war mit mir bei den ämtern, bei den ärzten. wir sind oft auch zusammen spazieren gegangen, zu der zeit konnte ich ja gar nicht das haus verlassen ohne panik. sie hatte dann immer ihren hund dabei.

sie hat mir dann geholfen, dass ich einzelbetreutes wohnen bekomme und auch eine gesetzliche betreuung weil mich der ganze finanzielle kram nur noch angetriggert hat.

ich musste dann ausziehen aus der alten wohnung, weil die nachbarn mich so gemobbt haben, aggressiv waren. die haben auch sie immer wieder bedroht. und sie hat mir mit dem umzug viel geholfen. die sachen mit den behörden, da hat sich die betreuerin drum gekümmert, aber hier in der wohnung, da hat sie viel mit mir zusammen eingerichtet. und weil sie handwerklich gut drauf ist, hat sie die lampen angemacht und so dinge.

ich finde der große vorteil gegenüber einem normalen therapeuten ist, sie hat mich im alltag erlebt. mit anderen menschen erlebt. und wir standen in einer anderen art von austausch.

wir haben uns zum beispiel öfter in der stadt getroffen und da sie in meiner nähe gewohnt hat, hat sie mich dann manchmal mit zurück genommen. und am anfang habe ich immer versucht irgendwie rauszubekommen, nimmt sie mich diesmal mit oder hat sie noch pläne. und es war so kompliziert. irgendwann habe ich mich dann getraut und gesagt, ich weiß gar nicht, wie ich umgehen soll mit so was. und dann hat sie gesagt, für sie ist es das einfachste, wenn ich frage. und dann habe ich angefangen das mit ihr zu üben. und dann hat sie eben oft gefragt, wie ich mich damit fühle und sie hat erzählt, das es gut für sie ist, wenn ich ihr sagen kann, was ich brauche, weil sie dann überlegen kann, ob und wie sie mir das geben kann.

wir waren auch oft zusammen einkaufen. wir haben das vorbereitet und nachgearbeitet. ich war am anfang da immer völlig konfus. so konfus, ich habe nciht mal den einkaufszettel richtig lesen können. die panik war so groß. und sie hat mir dann sicherheit gegeben. und es war gut mit ihr darüber reden zu können, weil sie in der situation dabei war und ihre sicht sagen konnte.

es ist das eine über solche dinge in der therapie zu reden oder direkt jemand zu haben, mit dem man das üben kann.

sie hat dann letztes jahr ein kind bekommen und ist in mutterschutz. ich vermisse sie wahnsinnig.

klar, mit der neuen therapeutin habe ich noch keine solche beziehung wie nach zwei jahren mit der ersten. also überhaupt, mit der jetzt habe ich ja auch erst eine stunde.

also mehr fällt mir gerade nicht ein. falls ihr noch fragen habt, dann macht einfach. ist oft einfacher fragen zu beantworten. :)